Ö1 zur Erinnerung an Bodo Hell: „Stadt, Land, verdichtetes Glück.“

Anlässlich seines 82. Geburtstages am 15. März widmet Ö1 dem seit Sommer 2024 verschollenen Schriftsteller und Alpenhirten Bodo Hell vier Sendungen: „Tonspuren“ (11.3.), „Sound Art: Kunst zum Hören“ (13.3.), „Ö1 Hörspiel“ (15.3.) und „Gedanken“ (16.3.).

Am 11. August 2024 wurde er als vermisst gemeldet, nachdem ein Bekannter ihn nicht auf seinem Sommerwohnsitz im Dachsteingebirge vorgefunden hatte: Bodo Hell, der österreichische Schriftsteller, für den das „im Gebirge Sein“ schon ein Kindheitswunsch war, ähnlich dem Schreiben. Zuletzt wurde der 81-jährige von Wanderern am 9. August 2024 gesehen. Am 14. August wurde die groß angelegte Suchaktion erfolglos beendet, später hat sein Verlag (Droschl) Bodo Hell offiziell als verschollen erklärt. Am 15. März jährt sich sein Geburtstag zum 82. Mal. Unter den österreichischen Schriftstellerinnen und Schriftstellern gilt Bodo Hell als eine Ausnahmeerscheinung. Seine Zugänge zur Literatur hat der 1943 in Salzburg Geborene aus einer seltenen Vielseitigkeit und Multidimensionalität geschöpft – geistig hochfliegend und zugleich regional bodenständig. So hat Bodo Hell seit Jahrzehnten seine Sommer als Hirte auf einer Alm im steirischen Dachsteingebiet verbracht und Schaf- und Rinderherden betreut.

Am Sonntag, den 9. März ist in „Lebenskunst – Begegnungen am Sonntagmorgen“ (7.05 Uhr) ein Gespräch aus dem Jahr 2020 zu hören, das Johannes Kaup mit Bodo Hell über dessen Werk, Leben und Glauben geführt hat.

Das Feature „Stadt, Land, verdichtetes Glück. Die Orte des Bodo Hell.“ aus dem Jahr 2013 steht auf dem Programm der „Tonspuren“ am Dienstag, den 11. März ab 16.05 Uhr. Tausende beobachtete Daten wurden, verdichtet in Cut-up- und Collagetechnik, zu Prosa, Theaterstücken, Hörspielen. Gegenstand von Hells Literatur konnte die Stadt sein oder der Berg: Seit Jahrzehnten verbrachte Bodo Hell jährlich drei Monate als Senn, sammelte Flur- und Pflanzennamen, Sagen, Dialektausdrücke, lokale Überlieferung. Zur physischen Topographie urbaner und ländlicher Räume kamen im Lauf der Zeit verstärkt kulturgeschichtliche und religiöse Topoi wie Heiligenlegenden: Essenz menschlicher Erfahrung von Liebe, Schmerzen, Tod. Hells Texte folgen unmerkbaren, raffinierten Strukturen. Mehr noch als um Sprache und Sprachkritik ging es dem Autor um Wahrnehmung: um Prozesse der Welt-Verarbeitung, konkretisiert im Dialog mit Fotografie, Musik oder bildender Kunst, im lustvollen Hin-und-her-Assoziieren zwischen Trash und Wissenschaft.

„Sound Art: Kunst zum Hören“ (23.03 Uhr) bringt am Donnerstag, den 13. März den literarischen Gedankenaustausch „vom Umarmen des Komponisten auf dem offenen Soffa“ von Friederike Mayröcker und Bodo Hell aus dem Jahr 2011. Die Dichterin Friederike Mayröcker bezieht sich in ihrem Text auf das Leben des Komponisten Robert Schumann, der mit der Pianistin Clara Schumann verheiratet war und seine letzten Lebensjahre an Wahnvorstellungen leidend in einer Nervenheilanstalt bei Bonn verbrachte. In Reaktion auf Mayröckers Neologismen und Traumwörter hat der Autor Bodo Hell den Text mit zwischenrufartigen Anmerkungen versehen und seine Gedanken dazwischengeschaltet – für beide eine sehr anregende Form des literarischen Austauschs. Eingelesen haben die beiden ihre jeweiligen Texte selbst und separat, um nicht auch noch akustisch direkt aufeinander einzugehen, denn im Grunde handelt es sich um eine Lektüre mit zwei Stimmen.

Zwtl.: Ein poetisch-assoziativer Gedankengang durch Naturräume

Im „Ö1 Hörspiel“ (14.00 Uhr) am Samstag, den 15. März sind Naturaufnahmen von Bodo Hell und Martin Leitner zu hören. Der Dichter Bodo Hell und ORF-Tonmeister Martin Leitner gestalteten 2022 einen poetisch-assoziativen Gedankengang durch Naturräume – zu hören sind Rotbauchunken, Schilfrohrsänger, Zwergtaucher, Kuckuck, Nachtigall, Fasane, Rohrammer und viele andere mehr und Texte und Kommentare von Bodo Hell. Wie schon in den für und von Ö1 produzierten Hörstücken „Landschaft mit Verstoßung“ (2013) und „Tisenjoch: Aufstieg zur Fundstelle – Eine akustische Rekapitulation“ (2016) wurde auch in dieser Gemeinschaftsarbeit von Bodo Hell mit Martin Leitner versucht, den poetischen Text mit naturgenerierten Tönen und Musiken in eine radiophone Verbindung zu bringen, wobei diesmal die tonmeisterliche Aufnahmearbeit Martin Leitners im Vordergrund stand. Musik: Georg Vogel (Claviton).

„Sage und schreibe“ – Gedankenfontänen von Bodo Hell stehen im Mittelpunkt der „Gedanken“ am Sonntag, den 16. März ab 9.05 Uhr. Nach seinem Studium der Orgelmusik am Salzburger Mozarteum hatte Hell an der Hochschule für Darstellende Kunst in Wien „Film und Fernsehen“ studiert und zusätzlich noch Philosophie, Germanistik und Geschichte. Danach entschied er sich, sich ganz dem Schreiben zu widmen. So arbeitete er unter anderem mit Friederike Mayröcker, die er als seine persönliche literarische Leitfigur im Bereich der Prosa bewertete, und mit Ernst Jandl zusammen, der für ihn ein richtungsweisender Lyriker war. Bodo Hell sah sich selbst als faktenorientierten Autor. Für sein Werk wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Rauriser Literaturpreis und der Erich-Fried-Preis. Zuletzt erschien im März 2023 Hells Buch „Begabte Bäume“. Dieses Vademecum der anderen Art bietet Vielfältiges, Kurioses und Wissenswertes rund um Bäume von Ahorn bis Zirbe. Das Programm von Ö1 im Detail ist abrufbar unter https://oe1.orf.at/.

ORF Radio Öffentlichkeitsarbeit
Isabella Henke
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