Pharmaindustrie zu „Critical Medicines Act“: Stärkung der EU-Produktion wichtigste Maßnahme für Versorgungssicherheit

Fachverband ortet positive Ansätze und noch viele ungelöste Fragen

Die Pharmabranche im Fachverband der Chemischen Industrie (FCIO) begrüßt das Ziel der Europäischen Kommission, mit dem Critical Medicines Act (CMA) die Versorgungssicherheit mit essenziellen Arzneimitteln in Europa zu stärken.

„Wir haben die dramatischen Auswirkungen der Abhängigkeit von russischer Energie gesehen und es muss uns klar sein, dass wir bei lebenswichtigen Arzneimitteln einer ähnlichen Gefahr ausgesetzt sind. Folgende Zahlen verdeutlichen das: Die EU hängt mittlerweile zu 60-80 Prozent von asiatischen Pharmaimporten ab, 80-90 Prozent der weltweiten Antibiotikaproduktion befindet sich mittlerweile in Asien – hauptsächlich in China. Ein Ausfall auch nur eines Teils dieser Liefermengen hätte im wahrsten Sinne des Wortes fatale Folgen. Hier gegenzusteuern, ist längst überfällig“, kommentiert Sylvia Hofinger, Geschäftsführerin des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO), das Vorhaben.

FAIRE PREISE FÜR ARZNEIMITTEL ALS SCHLÜSSELFAKTOR

Europäische Hersteller können mit den Kosten ihrer Konkurrenten in Fernost mit niedrigeren Sozial- und Umweltstandards nicht mithalten. Es braucht daher eine entsprechende Änderung bei der Erstattung der Produkte. „Die Billigpreispolitik in den letzten Jahrzehnten hat dazu geführt, dass Arzneimittel aus Ländern mit massiven Kostenvorteilen immer mehr Marktanteile haben und EU-Firmen aus dem Markt drängen“, so Hofinger. Die von der Kommission vorgeschlagenen Maßnahmen mit einem starken Fokus auf Ausschreibungen, gemeinsamer Beschaffung sowie einer Ausweitung der Fördermöglichkeiten sind nicht weitreichend genug, um diese Fehlentwicklung auszugleichen.

Gleichzeitig fehlt im Entwurf auch ein Umdenken, was regulatorische Hemmnisse betrifft. Insbesondere die Richtlinie über die Behandlung von kommunalem Abwasser läuft allen Bemühungen des Critical Medicines Act zuwider: Allein in Österreich müssten die betroffenen Pharmaunternehmen künftig jedes Jahr mit dreistelligen Millionenbeträgen kalkulieren. Gerade bei niedrigpreisigen Medikamenten führen die hohen zusätzlichen Kosten dazu, dass diese aus wirtschaftlichen Gründen vom Markt genommen werden müssen. „Hier weiß anscheinend die rechte Hand nicht, was die linke tut. Auf der einen Seite wird jahrelang an einem Entwurf gearbeitet, um den Pharmastandort Europa und die Versorgung zu stärken. Gleichzeitig schafft man mit der Richtlinie über die Behandlung von kommunalem Abwasser eine Regelung, die das genaue Gegenteil bewirkt“, äußert Hofinger ihr Unverständnis über die mangelnde Koordinierung zwischen einzelnen Politikbereichen.

PRAXISTAUGLICHKEIT UND STAKEHOLDER-EINBINDUNG ALS SCHLÜSSEL

Der Critical Medicines Act spricht zwar einige zentrale Aspekte zur Stärkung der Versorgungssicherheit an, gleichzeitig sollte die Praxistauglichkeit stärker im Fokus sein, um unerwünschte Effekte zu vermeiden. Den Verzicht auf die bei neuen Gesetzesvorhaben sonst übliche Folgenabschätzung sieht der FCIO in diesem Zusammenhang kritisch. Umso wichtiger wird es sein, dass bei den Verhandlungen zu dieser komplexen und heiklen Materie ein intensiver Austausch mit allen relevanten Stakeholdern und insbesondere der Pharmaindustrie stattfindet, die sich konstruktiv in die Verhandlungen einbringen wird.

_ÜBER DEN FCIO:_

_Der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) ist die gesetzliche Interessenvertretung der chemischen Industrie in Österreich. Die etwa 240 Mitgliedsunternehmen produzieren in unterschiedlichen Sektoren, z.B. Pharmazeutika, Kunststoffe und Kunststoffwaren, Fasern, Lacke, Düngemittel oder auch organische und anorganische Chemikalien. Die knapp 50.000 Beschäftigten der Branche stellten 2023 Waren im Wert von über 18,5 Milliarden Euro her._

FCIO – Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs
Mag. Dorothea Pritz
Telefon: 05909003364
E-Mail: pritz@fcio.at

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