
Czernohorszky/Zankl: Der Super-Bohrer für den neuen Wiental-Kanal ist da
Unter dem Wienfluss entsteht bis 2028 das größte Gewässerschutzprojekt der Stadt
Die Bauarbeiten am Wiental-Kanal, dem größten Kanalbauprojekt in der Geschichte von Wien Kanal, laufen auf Hochtouren. Diese Woche gehen sie in eine entscheidende Phase: Der 135 Meter lange Super-Bohrer, der die Tunnelröhre mit einem Außendurchmesser von fast vier Metern entlang von sechs Bezirken direkt unter dem Wienfluss von Margareten bis Auhof bohrt, ist in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch in Wien angekommen und wird nun unterirdisch Stück für Stück zusammengebaut.
„Unter dem Wienfluss entsteht bis 2028 das größte Gewässerschutzprojekt der Stadt. Der neue Wiental-Kanal wird das Kanalnetz bei Starkregen entlasten und den Wienfluss vor Verunreinigung schützen. Mit diesem Mega-Projekt setzen wir bereits heute die nötigen Maßnahmen für das Wien von Übermorgen, damit auch die nächsten Generationen eine hohe Lebensqualität genießen können“, betont Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. „Einen Abwassertunnel quer durch die Stadt zu planen und zu bohren ist eine gewaltige Herausforderung. Bis es aber so weit ist, gibt es nicht weniger anspruchsvolle Aufgaben zu meistern. Eine davon: Die Tunnelbohrmaschine dafür zu konstruieren, zu transportieren und unterirdisch zusammen zu bauen. Es ist beachtlich, mit welcher Präzision hier die Teams über teilweise große Distanzen zusammenarbeiten“, so Czernohorszky weiter.
Als Kenner der Materie outet sich der Meidlinger Bezirksvorsteher Wilfried Zankl: „Mir sind die Herausforderungen an so ein Tunnelbauwerk sehr bewusst. Als gelernter Maschinenbauer habe ich in meinem vorherigen Beruf den Bau des ersten Abschnitts des Wiental-Kanals prüftechnisch unterstützt. Mit der gewählten Tunnelbauweise hat die Stadt Wien einen innovativen Weg gewählt, der den Wiener*innen viel Zeit und Lärm ersparen wird.“
SPEZIALTRANSPORT MIT 160 TONNEN AUF 800 KILOMETER – LOGISTISCHE SCHWERARBEIT
Um die Auswirkungen an der Oberfläche so gering wie möglich zu halten, wird der Wiental-Kanal als Tunnelröhre mit einem Außendurchmesser von fast vier Metern gebohrt und einem Innendurchmesser von drei Metern ausgebaut. Zum Einsatz kommt dafür eine in Deutschland speziell konstruierte Tunnelvortriebsmaschine.
Über 20.000 Einzelteile wurden im Werk der Herrenknecht AG in Baden-Württemberg zu einem gigantischen Tunnelbohrer zusammengeschraubt, getestet und wieder in transportable Einheiten zerlegt. Insgesamt 22 Transporte sind notwendig, um alle Bauteile über die rd. 800 Kilometer lange Strecke von Schwanau nach Wien zu liefern. Gleich zu Beginn waren drei Sondertransporte notwendig, da die Abmessungen und das Gewicht der Einzelteile die Vorgaben der Straßenverkehrsordnung überschritten. Diese durften nur in der Nacht, mit entsprechender Absicherung durch Begleitfahrzeuge erfolgen. Ein umfangreiches Unterfangen und eine Herausforderung für die Logistikerinnen und Logistiker.
Die Spitze der Tunnelvortriebsmaschine, die 13 Meter lange und 160 Tonnen schwere Bohreinheit wurden in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch, den 12.03.2025, angeliefert. Diese Einheit, auch „Schild“ genannt, besteht aus drei Teilen. Der erste ist der ca. vier Meter lange und 80 Tonnen schwere Bohrkopf mit dem markanten roten Schneidrad. Ihm folgen das 65 Tonnen schwere Maschinenrohr mit den Vortriebspressen und der 15 Tonnen wiegende Schildschwanz mit Förderschnecke und Förderband.
Beim Startschacht am Gaudenzdorfer Gürtel angekommen, wurden die Maschinenteile von einem Mobilkran vom Tieflader in den 15 Meter tiefen Schacht gehoben. Unten abgestellt, mussten die tonnenschweren Teile sofort verschoben werden, um Platz für den nächsten Hub zu schaffen.
„Es ist ein sehr heikler Moment, diese gewaltigen Bauteile einzuheben und millimetergenau aneinanderzufügen. Dafür brauchen wir zwei Dinge: Das entsprechende Werkzeug und ruhige Hände. Ein nicht ganz alltäglicher Mobilkran mit einem Fahrzeuggewicht von fast 100 Tonnen, 450 Tonnen Traglast und 85 Meter Teleskopausleger übernimmt die schwere Aufgabe. Die ruhigen Hände haben Kranfahrer und Monteure“, erklärt Wien Kanal Direktor Andreas Ilmer die Anforderungen an Mensch und Maschine.
UNTERIRDISCHE STARTRÖHRE BEREITS FERTIG
Die Montage der 135 Meter langen Vortriebsmaschine erfolgt in einem 140 Meter langen, unterirdischen Stollen. Sechs Monate wurde an der Startröhre in 15 Meter Tiefe gebaut. Ausgeführt wurde sie mittels Neuer Österreichischer Tunnelbaumethode. Unter der Patronanz der beiden Bezirksvorsteherinnen und Tunnelpatinnen Michaela Schüchner (14. Bezirk) und Silvia Jankovic (5. Bezirk) verliefen die Arbeiten ohne Unfälle und Komplikationen.
WIE GEHT‘S WEITER?
Bis Ende März wird die 135 lange und 1.000 Tonnen schwere Vortriebsmaschine in der unterirdischen Startröhre am Gaudenzdorfer Gürtel zusammengebaut. Sobald die Maschine komplettiert ist, erfolgt Anfang April der finale Check der gesamten Anlage, bis es voraussichtlich Mitte April „ready to drill“ heißt. Parallel zum Maschinenbau werden aktuell die Sicherungsarbeiten zur Querung der Linie U4 am Gaudenzdorfer Gürtel und Verfestigungsarbeiten im Wienfluss auf Höhe Pfeiffergasse ausgeführt.
DAS PROJEKT IN ZAHLEN
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Investition: rund 270 Millionen Euro (netto)
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8,6 Kilometer Tunnelvortrieb mit Erdruck-Schild DN 3000
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2,5 Kilometer Rohrpressung DN 800 für die Anschlussleitungen DN 500 an das bestehende Kanalnetz
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290 Meter Vortrieb nach Neuer Österreichischer Tunnelbaumethode für Startröhre und Zugangsstollen
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43 Anschlussstellen an den neuen Abwassertunnel in sechs Bezirken
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Vortrieb West von Frühjahr 2025 bis Sommer 2026
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Vortrieb Ost von Herbst 2026 bis Frühjahr 2027
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Fertigstellung Jahresende 2027, Inbetriebnahme 2028
„ÜBER UNTEN“: DIE AUSSTELLUNG ZUM JAHRHUNDERTPROJEKT
Gleich neben der Baustelle am Gaudenzdorfer Gürtel befindet sich das Infocenter von Wien Kanal. Die multimediale Dauerausstellung „Über Unten“ begleitet den Vollausbau des Wiental-Kanals und bietet einen völlig neuen Einblick in das Abwassermanagement der Stadt. Interessierte können Termine auf ueberunten.wien buchen oder einfach während der Öffnungszeiten vorbeikommen. Die Multimedia-Tour startet zu jeder vollen Stunde, dazwischen kann die Ausstellung mit einem Audioguide erkundet werden. Die Zeitreise durch die Kanalgeschichte und begleitende Baustellen-Information gibt es bis 2028.
Philipp Lindner
Mediensprecher StR Jürgen Czernohorszky
+43 1 4000 81853
philipp.lindner@wien.gv.at
Josef Gottschall
Leiter der Stabstelle Öffentlichkeitsarbeit Wien Kanal
Telefon: 01 4000 30021
Mobil: +43 676 8118 30021
E-Mail: josef.gottschall@wien.gv.at
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