Schulterschluss in München: Eine Wachstums-Agenda für Europas Handwerk

Mehr als 99 Prozent der EU-Betriebe sind KMU – WKÖ-Scheichelbauer-Schuster betont „Bedeutung eines starken und zukunftsfitten Handwerks für Europas Wirtschaftscomeback“

Europaweit haben Handwerksbetriebe derzeit mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen. Mit einer Konferenz und gemeinsamen Deklaration sendeten neun große Branchenverbände aus acht europäischen Ländern, die mehr als 5,5 Millionen überwiegend klein- und mittelständische Unternehmen repräsentieren, gemeinsam mit SMEunited nun ein starkes Signal in Richtung Politik, Gesetzgeber und Öffentlichkeit aus. Die „EUROPEAN CRAFTS CONFERENCE 2025“ fand am 12. und 13. März 2025 im Rahmen der Internationalen Handwerksmesse IHM in München statt.

„Das Handwerk ist traditionell das starke Rückgrat der europäischen Wirtschaft. Unsere Betriebe schaffen sozialen Zusammenhalt, sie sorgen lokal für Beschäftigung und bilden die Jugend aus. Sie halten wichtige Wertschöpfung in den Regionen, leben das Prinzip Nachhaltigkeit über Generationen hinweg und sind die praktischen Umsetzer der Transformation der Wirtschaft“, sagt RENATE SCHEICHELBAUER-SCHUSTER, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), die das Dokument in München im Namen des österreichischen Handwerks unterzeichnete: „Wir brauchen eine effektive Entlastung von Kosten und Bürokratie sowie eine Wirtschaftspolitik, die jetzt rasch die Wachstumsbremsen löst. Denn ohne den tagtäglichen Beitrag unsere Handwerksbetriebe gibt es weder Stabilität noch Wachstum oder Wohlstand.“ Laut Eurostat sind 99 Prozent aller europäischen Unternehmen Klein- und Kleinstbetriebe mit weniger als 50 Mitarbeitenden.

„Die Rezession dauert schon viel zu lange. Ohne Kurskorrektur droht Europa dauerhaft auf dem globalen Abstellgleis zu landen. Jetzt stehen die Zeichen gut, denn in Brüssel und Wien wurde erkannt, dass wir nur mit einer Politik des Hausverstandes, mit Entlastung und mit Bürokratie-Abbau, die Weichen auf Wachstum stellen können“, sagt JOSEF HERK, Vizepräsident des europäischen Interessenverbandes SMEunited.

Bei der Konferenz in München kam deutlich zur Sprache, woran es krankt. ENRICO LETTA, Ex-Ministerpräsident Italiens und Verfasser des „Letta-Berichts“ zur Zukunft der EU, hielt die Keynote. In drei Panels und Podiumsdiskussionen wurden die Themen „Fachkräftemangel“, „Wettbewerbsfähigkeit und Innovation“ sowie „Nachhaltigkeit“ adressiert.

EINIGE FORDERUNGEN DER MÜNCHENER HANDWERKSKONFERENZ:

* Weniger ist mehr: Europa braucht Wettbewerbsfähigkeit anstelle von Bürokratie
* Rasche Umsetzung der Ankündigung der EU-Kommission, administrative Belastungen für KMU um 35 Prozent zu reduzieren
* Stopp für neue Auflagen im EU-Recht
* Verändertes Mindset: Vertrauensvorschuss statt Generalverdacht
* Aufwertung, Anerkennung und mehr Sozialprestige für Berufsbildung und Fachkräfte
* Fokus auf echte Höherqualifizierung und berufliches Up-skilling – „Microcredentials“ können eine vollwertige Berufsausbildung nicht ersetzen
* Leistbare Energie, Zugang zu Rohstoffen, erweiterte Finanzierungen für die Nachhaltigkeitswende

Die erste große europäische Handwerkskonferenz fand 1990 in Avignon statt, danach folgten 1994 in Berlin und 1997 in Milan weitere Treffen. Künftig soll die Zusammenkunft wieder alle zwei bis drei Jahre in wechselnden EU-Staaten stattfinden.

Unterzeichnet wurden die Schlusserklärung zu Münchener Konferenz von neun Branchenverbänden aus acht Ländern – nämlich von CMA FRANCE (Frankreich), CNA und CONFARTIGIANATO IMPRESE (beide Italien), GSEVEE Hellenic Confederation of Professional Craftsmen and Merchants (Griechenland), CHAMBRE DES MÉTIERS (Luxemburg), SMEDENMARK (Dänemark), WKÖ Gewerbe und Handwerk (Österreich), ZDH Zentralverband des Deutschen Handwerks und ZRP Związek Rzemiosl̸a Polskiego (Polen). Diese stehen in Summe für rund 5,5 Millionen Handwerksbetriebe. SMEUNITED (vormals UEAPME) ist die starke Stimme von rund 25,8 Millionen KMU aus 30 europäischen Ländern. (PWK096/HSP)

Download: Die „Schlussfolgerungen der Europäischen Handwerkskonferenz 2025“

Mehr Infos zur Europäischen Handwerkskonferenz 2025

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