Die Zeit heilt nicht alle Wunden: Ludwig Boltzmann Gesellschaft informiert über Früherkennung und Behandlungsansätze chronischer Wunden

CHRONISCHE WUNDEN ERFORDERN SOWOHL VON PATIENT:INNEN ALS AUCH VON ANGEHÖRIGEN EINEN LANGEN ATEM: IM GEGENSATZ ZU DEN UNS BEKANNTEN WUNDEN DURCH VERLETZUNG, WERDEN SIE MIT DER ZEIT IMMER GRÖSSER, OHNE FACHGERECHTE BEHANDLUNG BESTEHT KAUM CHANCE AUF HEILUNG. DIE LUDWIG BOLTZMANN GESELLSCHAFT STEHT BETROFFENEN NUN MIT WUNDE-HEILT-NICHT.AT EINEN WICHTIGEN UND LEICHT VERSTÄNDLICHEN ORIENTIERUNGSLEITFADEN ZUR SEITE.

Werden chronische Wunden nicht rechtzeitig behandelt, drohen den Betroffenen dauerhafte Schmerzen, Einschränkungen der Mobilität und schlimmstenfalls durch eine Sepsis langwierige Schädigungen des gesamten Organismus. Die Forschungsgruppe Alterung und Wundheilung der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) macht Patient:innen nun mit ihrer Website WUNDE-HEILT-NICHT.AT auf ihre Möglichkeiten und Rechte in der Behandlung chronischer Wunden aufmerksam. Ziel ist es, den Betroffenen einen Leitfaden zu Hintergründen und Behandlungsansätzen chronischer Wunden an die Hand zu geben. Neben Informationsmaterial über Wundtypen und deren Entstehung, gibt sie Hilfestellungen zur Vorbereitung auf Arztbesuche und gibt Empfehlungen, wie Betroffene den Heilungsprozess ihrer Wunden aktiv mitgestalten können.

URSACHENFORSCHUNG: WENN DIE HAUT NICHT MEHR RICHTIG HEILEN MÖCHTE

„Eine durch eine chronische Grunderkrankung hervorgerufene Wunde, die fortlaufend behandelt werden muss, nennt man chronische Wunde“, erklärt Raffael Himmelsbach, Co-Direktor und Open Innovation in Science Manager der abgeschlossenen LBI-Forschungsgruppe für Alterung und Wundheilung. „Besonders häufig lassen sich chronische Wunden an Beinen und Füßen älterer Patient:innen identifizieren.“

Ursächlich hierfür sind vor allem drei Veränderung des Körpers im fortschreitenden Alter: Bei Chronisch-venöser Insuffizienz, bei der sich aufgrund einer altersbedingt verminderten Leistung der Venenklappen das Blut in den Beinen staut, können Schwellungen und Hautirritationen entstehen. Die Haut stirbt ab und kann eine dauerhaft offene Wunde zurücklassen. Ein weiterer Risikofaktor ist die periphere, arterielle Verschlusskrankheit: Im Gegensatz zur Insuffizienz, wird das Blut hier aufgrund verstopfter Gefäße nicht mehr in die äußeren Körperregionen wie Beine und Füße gepumpt, sodass eine Sauerstoff- und Nährstoffunterversorgung entsteht, die das Gewebe langfristig schädigen kann. Dritter Risikofaktor ist die Bettlägerigkeit oder Rollstuhlabhängigkeit der Betroffenen. Der Druck auf immer gleiche Hautpartien wie den Rücken oder das Gesäß ist aufgrund der verminderten Umlagerung des Körpers massiv erhöht und die Patient:innen sitzen oder liegen sich förmlich wund.

Neben diesen altersbedingten Risikofaktoren, wird vor allem Patient:innen, die an Diabetes leiden, ein erhöhtes Risiko zur Entstehung chronischer Wunden prognostiziert. Optimierungsbedürftige Blutzuckerwerte schädigen Nerven, Gefäße und Immunsystem. Durch fehlendes Gefühl in den Füßen fügen diese Patient:innen sich unbewusst selbst Druckgeschwüre zu, die auf den ersten Blick unscheinbar aussehen, aber sehr tief bis zum Knochen reichen können.

WUNDE PUNKTE: WIE ANGEHÖRIGE UND BETROFFENE ANZEICHEN CHRONISCHER WUNDEN ERKENNEN KÖNNEN

Chronische Wunden entstehen nicht über Nacht. Die meisten sind die Folge einer langen Krankheitsgeschichte. Im Rahmen seiner Informationsbereitstellung sensibilisierte die Ludwig Boltzmann Forschungsgruppe Alterung und Wundheilung (SHoW), die 2020 aus einer Zusammenarbeit des Ludwig Boltzmann Instituts für Traumatologie und des Open Innovation in Science Centers der Ludwig Boltzmann Gesellschaft gegründet wurde, laufend über Zeitungen, Radio und verschiedenen Initiativen für eine frühe Anamnese und im besten Fall Prävention. Ziel der Aufklärungsarbeit ist es, möglichst frühzeitig gegen die Entwicklung chronischer Wunden intervenieren zu können. Folgende Frühwarnzeichen sollten aufhorchen lassen:

* Veränderte Haut an Beinen und Füßen (trockene, schuppige oder rote Stellen, dunkle oder blasse Haut)
* Schwellungen (an Beinen und Füßen)
* Häufige Krämpfe und ungewöhnlich starke Schmerzen
* Kribbeln, Stechen, oder vermindertes Empfinden in Beinen und Füßen (vor allem bei Diabetiker:innen)
* Verlust der Härchen an Füßen und Beinen, sehr langsam wachsende Fußnägel

„Stellen Patient:innen eine oder mehrere der genannten Beschwerden fest, empfiehlt sich eine rasche Abklärung der Symptome beim Hausarzt. Denn je schneller und professioneller die Behandlung der entstehenden Wunde erfolgen kann, desto größer sind die Heilungschancen“, so Himmelsbach. Im besten Fall lässt sich durch rasches Eingreifen die Entstehung einer chronischen Wunde ganz verhindern.

WUNDE-HEILT-NICHT.AT: LUDWIG BOLTZMANN GESELLSCHAFT STEHT BETROFFENEN MIT ORIENTIERUNGSLEITFADEN ZUR SEITE

Der bekannte Ausdruck „Die Zeit heilt alle Wunden“ ist im Fall chronischer Wunden leider ein Trugschluss. Sie bedürfen einer langfristigen und professionellen Behandlung durch ein multiprofessionelles Team aus Medizin und Pflege. „In Österreich sind Kommunikation und Aufgabenverteilung zwischen den verschiedenen Zuständigkeitsbereichen noch optimierbar. Das ist eine strukturelle und systematische Mammutaufgabe, die bisweilen unklare Behandlungspfade nach sich zieht. Das `Case Management`, sprich u.a. die Koordination des Behandlungsablaufs, verbleibt daher oft bei den Patient:innen und ihren Angehörigen“, so Himmelsbach.

An dieser Ausgangslage forschte die Ludwig Boltzmann Forschungsgruppe Alterung und Wundheilung (SHoW). In einer eigenen Co-Creation Gruppe untersuchte sie, wie das österreichische Gesundheitssystem aus systematischer Perspektive in der Behandlung chronischer Wunden aufgestellt ist – und was daran Verbesserungspotential hätte. Im Rahmen der Untersuchung wurden Lösungsansätze diskutiert, vielfältige Perspektiven eingeholt und unter anderem eine Broschüre mit den wichtigsten Informationen für Betroffene erstellt. Angehörige und Patient:innen können sich unter wunde-heilt-nicht.at im Rahmen umfassender und leicht verständlicher Erklärungen über Entstehung, Behandlung, Selbsthilfe und Hintergründe chronischer Wunden informieren. Die Informationen sind auf Deutsch, Türkisch, Rumänisch und Arabisch abrufbar.

„Damit wir uns selbst unterstützen können, müssen wir uns in einer Situation zurechtfinden können. Hier soll unsere Website wunde-heilt-nicht.at die richtigen Orientierungshilfen bieten. Wissen, was mit dem eigenen Körper geschieht, ist dabei nur ein Aspekt. Die Vorschau über Behandlungsabläufe sowie die Selbstfürsorge sind genauso wichtig und wurden inhaltlich und gestalterisch abgebildet“, erklärt Himmelsbach.

Ludwig Boltzmann Gesellschaft
Mag. Werner Fulterer
Telefon: +43 1 513 27 50-28
E-Mail: werner.fulterer@lbg.ac.at

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