ORF-„matinee“: „Wilde Schlösser – Carcassonne“, Porträt „Pierre Boulez – Ein Leben für die Musik“ zum 100. Geburtstag

Danach: „Die Kulturwoche“ – am 23. März ab 9.05 Uhr, ORF 2 und ORF ON

Eine französische „matinee“ erwartet das ORF-Publikum am Sonntag, dem 23. März 2025, um 9.05 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON: Zunächst begibt sich der Film „Wilde Schlösser – Carcassonne“ zur kulturhistorisch bedeutenden gleichnamigen Burg in Südfrankreich, danach rückt das Porträt „Pierre Boulez – Ein Leben für die Musik“ (9.50 Uhr) den Dirigenten, Lehrer und Komponisten anlässlich dessen 100. Geburtstags in den Mittelpunkt. „Die Kulturwoche“ (10.45 Uhr) beschließt den von Martin Traxl präsentierten ORF-Kulturvormittag mit aktuellen Berichten und Tipps zum heimischen Kulturgeschehen.

„Wilde Schlösser – Carcassonne“ (9.05 Uhr)

Am Fuße der französischen Pyrenäen liegt Carcassonne, eine der ältesten und beeindruckendsten Burgen Europas. Über Jahrhunderte bauten die verschiedensten Herrscherhäuser diese zu einer der größten Festungen Europas aus. Der Reichtum, der dies ermöglichte, speiste sich dabei immer aus der spektakulären Natur der Region. Noch heute sind in den Bergen um Carcassonne Wildschweine und seltene Wasservögel heimisch und selbst in den Gemäuern der Burg leben Echsen und Raubvögel. Die fruchtbaren Böden, die Sonne Südfrankreichs, das Salz vom nahen Mittelmeer und die römische Handelsstraße am Fuße der hohen Bergkette verhalfen der Region zum Wohlstand. Gleichzeitig entstand in diesem Naturparadies eine christliche Bewegung, die Bescheidenheit nicht nur predigte, sondern auch lebte – eine Seltenheit im mittelalterlichen Europa. Die Katharer bauten nicht einmal eigene Kirchen, sondern nutzten die Natur selbst als ihre Gotteshäuser – was in den Augen der katholischen Kirche als Ketzerei galt und von ihr gnadenlos verfolgt wurde, wie der Film von Matthias Glück und Robert Wiezorek zeigt.

„Pierre Boulez – Ein Leben für die Musik“ (9.50 Uhr)

Pierre Boulez, der als junger und ungeduldiger Künstler vorschlug, die Opernhäuser in die Luft zu sprengen, um mit der muffigen Tradition aufzuräumen, dirigierte später den „Ring“ des Jahrhunderts ausgerechnet in Bayreuth und wurde ein geschätzter Gastdirigent bei den Spitzenorchestern der Welt. Er gründete 1976 das IRCAM, das ihm ein Instrument zur Erprobung seiner musikalischen Ideen gab, und starb im hohen Alter von fast 91 Jahren in seinem geliebten Baden-Baden. Die Dokumentation „Pierre Boulez – Ein Leben für die Musik“ von Reiner E. Moritz beleuchtet seine Karriere und gibt auch Einblicke in Anfänge des Ausnahmekünstlers. Neben dem umfangreichen und über viele Jahre gesammelten Film- und Interviewmaterial mit Pierre Boulez kommen auch sein Bruder Roger sowie Dirigent und Pianist Daniel Barenboim zu Wort, die mit ihren Erinnerungen nicht nur musikalische, sondern auch persönliche Episoden aus dem Leben des Musikers teilen.

Eine Fülle an Aufnahmen dokumentiert die Stationen seines künstlerischen Wirkens, u. a. eine Aufführung von Gustav Mahlers Liedern „Des Knaben Wunderhorn“ mit Christian Gerhaher aus Cleveland, eine First Night of the Proms mit Mahlers 8. Symphonie, „Le sacre du printemps“ aus der Alten Oper Frankfurt und aus St. Florian eine Interpretation von Anton Bruckners 8. Symphonie mit den Wiener Philharmonikern. Der Höhepunkt seiner Karriere als Operndirigent war zweifellos der „Ring des Nibelungen“ in Bayreuth, aus dem Ausschnitte aus der „Walküre“ zu erleben sind, sowie Debussys „Pelléas et Mélisande“ in der legendären Inszenierung von Peter Stein aus Cardiff.

Weniger bekannt ist der Komponist Boulez. Neben „Notation“, dirigiert von Daniel Barenboim, stellt die Dokumentation Aufzeichnungen von „Derive“ und „Memorial“ unter der Leitung von Péter Eötvös, sowie „Répons“ und „Le Marteau sans maître“, die Boulez selbst dirigiert, vor. Über seine Wurzeln sagte Boulez: „Meine Chance war es, die Komponisten vor mir aufzusaugen, sie vollständig zu absorbieren und meine eigenen Ansichten über die Musik in dieser Zeit zu vermitteln“. Dies tat er nicht nur als Dirigent, sondern auch als Komponist, als scharfsinniger Kulturpolitiker und geistreicher Lehrer. Auf die Frage, welchen Einfluss er selbst seiner Meinung nach auf die Musikszene unserer Zeit hatte, sagte Boulez: „Das müssen andere beurteilen“. Die Dokumentation „Pierre Boulez – Ein Leben für die Musik“ stellt einen Versuch dar, das zu tun.

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