EU-Führerschein-Richtlinie: Gewerkschaft vida warnt vor L17-Modell im LKW Bereich

vida-Petritsch: Nur durch bessere Arbeits- und Einkommensbedingungen kann man Lenker:innenmangel entgegenwirken – nicht mit Jugendlichen am Steuer.

„Die geplante Überarbeitung der Führerschein-Richtlinie mit einer Senkung des Mindestalters für LKW-Lenker:innen ist ein unverantwortlicher europäischer Deal“, warnt Markus Petritsch, Vorsitzender des Fachbereichs Straße der Gewerkschaft vida. Dabei soll das L17-Modell, wie es in Österreich seit 1999 im PKW-Bereich gängige Praxis ist, auch auf den C-Führerschein ausgedehnt werden. „Es würde bedeuten, dass 17-jährige ohne ausreichende Fahrpraxis Schwerlasten über 40 Tonnen – mit entsprechend langen Bremswegen – durch den Straßenverkehr manövrieren, vorbei an Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern und Seniorenheimen“, erklärt der Gewerkschafter und mahnt zu Vorsicht: „Im Vordergrund muss die Sicherheit der Lenker:innen und aller anderen Verkehrsteilnehmer:innen stehen.“

BEGLEITETES FAHREN NICHT PRAXISTAUGLICH

Eine Ausdehnung des L17-Modells würde auch zur Folge haben, dass junge Fahrneulinge mit einem Beifahrer oder einer Beifahrerin in einem herkömmlichen LKW Übungsfahrten unternehmen können. Dieses begleitete Fahren ist jedoch nicht praxistauglich, da sich aufgrund des Lenkermangels nur schwer befugte Personen finden werden, die diese Aufgabe übernehmen. Zudem bringt es weitere Sicherheitsrisiken mit sich, weil es sich bei den Lastenfahrzeugen nicht um Fahrschulautos handelt und die Begleitperson, abgesehen vom Lenkrad, nicht eingreifen kann.

„Ganz abseits vom Sicherheitsaspekt ist die Idee der EU-Kommission, die von der WKÖ gutgeheißen wird, Jugendliche bis zu 15 Stunden am Stück hinter das Steuer eines LKW zu setzen, abseits jeglicher Lebensrealität junger Menschen“, liefert Petritsch ein weiteres Argument, warum dieser Plan nicht aufgehen wird.

JOBATTRAKTIVIERUNG ANSTATT AUSWEITUNG DES ARBEITSKRÄFTEPOTENZIALS

„Anstatt die Energie in den Jubel über die Überarbeitung der Richtlinie aufzuwenden, sollte die WKÖ lieber mit uns an einem Strang ziehen und die Arbeitsbedingungen der LKW-Lenker:innen nachhaltig verbessern, um den Beruf zukunftsfit zu machen“, sagt Petritsch. Um den Fahrermangel in der Branche wieder in den Griff zu bekommen, müsste daher in erster Linie bei der Verbesserung der Arbeits- und Einkommensbedingungen angesetzt werden. Der Job werde nicht attraktiver, indem man nur das Arbeitskräftepotenzial ausweitet. „Hier gibt es einige Stellschrauben, an denen wir gemeinsam drehen müssen. Angefangen von langen Diensten mit Einsatzzeiten bis zu 15 Stunden, bis hin zu unzureichender sozialer Infrastruktur entlang des Straßennetzes“, nennt Petritsch nur einige verbesserungswürdige Punkte.

Gewerkschaft vida/Öffentlichkeitsarbeit
Cornelia Groiss
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