
Naturschutz-Areal Breitenlee: Wiener Gemeinderat beschließt Ankauf, Weichen für Renaturierung gestellt
90 Hektar ökologisch wertvolle Flächen werden zum Natura 2000-Schutzgebiet entwickelt
Heute Mittwoch fällt im Wiener Gemeinderat ein weitreichender Beschluss: So wird der Ankauf des Areals des ehemaligen ÖBB-Verschiebebahnhofs Breitenlee an die Stadt Wien – vorbehaltlich der Zustimmung des ÖBB Aufsichtsrates – unter Dach und Fach gebracht. Die Fläche soll um rund 8,5 Mio Euro von den ÖBB erworben werden. Rund 90 Hektar ökologisch wertvolle Flächen auf und im Umkreis des ehemaligen Bahnareals in Breitenlee (Donaustadt) werden künftig entsiegelt, wiederhergestellt und langfristig geschützt.
„Dieser Beschluss ist zukunftsweisend, weil er auch ein Zeichen für den Wiener Weitblick ist: Ein großer Teil der hohen Wiener Lebensqualität ist das Ergebnis vorausschauender und mutiger politischer Entscheidungen“, betont Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. „Intakte Natur und Grünräume ermöglichen ein gutes Leben in unserer Stadt – hier in Breitenlee entsteht ab sofort ganz besonderer Grünraum mit Mehrwert für Menschen, Tiere und Pflanzen!“
Durch den Verkauf von 66 Hektar Flächen ermöglichen die ÖBB eine nachhaltige Weiternutzung des Areals. Künftig wird die Stadt Wien das insgesamt 90 Hektar große Gebiet zu einem Natura 2000-Schutzgebiet entwickeln und so einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt leisten. Die ÖBB benötigen in Zukunft nur noch kleinere Randbereiche für den Bahnbetrieb, wodurch der Weg für die ökologische Aufwertung und den Schutz des Naturraums mitten in der Großstadt frei wird.
Die Fläche ist mehr als doppelt so groß wie die Steinhofgründe. Das Gebiet ist Heimat wertvoller Biotope zwischen Bisamberg und Lobau und ein überregional wichtiger Naturkorridor für seltene Pflanzen- und Tierarten. In den schon jetzt streng geschützten Lebensräumen finden sich Besonderheiten wie Neuntöter, Wiedehopf, Zauneidechse, Orchideen und mindestens 160 Wildbienenarten sowie pannonische Trocken- und Halbtrockenrasen.
Die Stadt wird das Areal zu einem Natura 2000-Schutzgebiet entwickeln, erhält dafür auch Förderungen des Biodiversitätsfonds des Bundes und wird für die Umsetzung der Renaturierungsmaßnahmen auch um EU-Mittel ansuchen.
ZUSAMMENWIRKEN VON RENATURIERUNG UND KLIMASCHUTZ
„Hier in Breitenlee zeigen wir vor, wie der Schutz bedrohter Arten und Lebensräume im urbanen Raum gelingen kann und wie wir damit auch das Klima positiv beeinflussen. Seltene Pflanzen und Tiere sind gerade in der Großstadt unermesslich wertvoll. Zugleich bieten wir den Wiener*innen ein Mehr an wertvoller Natur. In Zukunft wird man hier den Zusammenhang von Artenvielfalt und Klimaschutz erleben und besser verstehen lernen“, so Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky.
ÖBB-Infrastruktur-Vorständin Silvia Angelo: „Uns ist es sehr wichtig, verantwortungsvoll mit unseren Flächen umzugehen. In Breitenlee hat sich über die Jahre ein ökologisch wertvolles Gebiet entwickelt, das es zu schützen gilt. Die Stadt Wien sorgt dafür, dass dieser Lebensraum auch dauerhaft gesichert und als Natura 2000-Schutzgebiet weiterentwickelt wird. So tragen wir aktiv zum Naturschutz und zur Artenvielfalt bei.“
Das ehemalige Bahnareal ist dank seiner biologischen Brückenfunktion zwischen dem Natura 2000-Schutzgebiet Bisamberg und der Lobau bzw. dem Nationalpark Donau-Auen ein wichtiger Baustein für die Qualität des Grüngürtels um Wien und schließt auch an den sogenannten Alpen-Karpaten-Korridor an. Es zählt zu den besonders artenreichen Ökoregionen und soll die Biotope einer jahrtausendealten Wanderroute für z.B. Wild, Insekten und Vögel zwischen den beiden Gebirgszügen verbinden.
ENTSIEGELN, WIEDERHERSTELLEN, NATUR UND KLIMA SCHÜTZEN
Ab 1945 wurde der Bahnbetrieb eingestellt. Dadurch konnte sich auf dem Areal ein vielfältiger Biotopkomplex aus Trockenrasen, naturnahen Wäldern und Teichen und damit das besonders wertvolle Naturschutzgebiet im Nordosten Wiens ausbilden. Neben EU-weit streng geschützten Lebensräumen beherbergt es auch Reste der einzigen pannonischen Binnendüne auf Wiener Gebiet. Für zahlreiche seltene und streng geschützte Arten ist das Gelände ein überlebenswichtiger Rückzugsraum zwischen bebauten Gebieten und intensiv genutzter Agrarlandschaft.
Entwickelt und koordiniert wird dieses einzigartige Renaturierungsprojekt von der Stadt Wien – Umweltschutz in Kooperation mit dem Stadt Wien – Forst- und Landwirtschaftsbetrieb.
Zur Finanzierung des Ankaufs erhält die Stadt Wien Förderungen aus dem Biodiversitätsfonds des Bundes und bemüht sich außerdem um EU-Mittel für die Renaturierungsmaßnahmen. Im Rahmen von mindestens einem EU-Förderprojekt will die Stadt versiegelte und teilversiegelte Flächen wiederstellen und verbessern, invasive und artenbedrohende Pflanzen beseitigen, neue Lebensräume für Vögel, Reptilien, Amphibien und Wildbienen anlegen und eine nachhaltige sowie klimaschonende Weidelandschaft schaffen. Die Wiederherstellung von extensiven Weiden, die nur mit sehr wenigen Tieren über große Zeiträume beweidet und somit gepflegt werden, ist eine der wirksamsten Maßnahmen gegen die Biodiversitätskrise. Extensiv genutzte Mähwiesen speichern zudem im Boden bis zu dreimal mehr CO2 als Wald und sind auch resilient gegen Folgen des Klimawandels wie Trockenheit und Hitze.
NATÜRLICHE KLIMAANLAGE FÜR BEZIRK UND STADT
Naturnahe, artenreiche Lebensräume dienen dem Klimaschutz. Gerade der im Vergleich grünraumarme Nordosten Wiens kann aus dem Projekt vielfachen Nutzen ziehen. Das Naturschutz-Areal Breitenlee wird zudem auch der sanften Naherholung dienen und leistet einen Beitrag zur Kühlung des dynamisch wachsenden Stadtentwicklungsgebiets im 22. Bezirk. Darüber hinaus leistet Breitenlee als Lebensraum für Bestäuber einen Beitrag zur Nahrungssicherheit sowie zur Erreichung der städtischen Klimaziele.
„Die Donaustadt ist geprägt durch ein starkes Bevölkerungswachstum und damit urbane Entwicklung, zum anderen durch ausgedehnte Naturlandschaften und sogar einen Nationalpark. Bei uns wird Wohngebiet verdichtet und Grünraum geschaffen: Das Projekt Naturschutz-Areal Breitenlee zeigt beispielgebend, wie Renaturierung funktionieren kann“, betont Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy.
TIEREN UND PFLANZEN DEN VORTRITT LASSEN, NATUR RESPEKTVOLL ERLEBEN
Geplant ist langfristig auch eine Zone für sanfte Erholung, Umweltbildung und Vermarktung lokaler Produkte. Mehrere Einstiegsstellen, eine behutsame Wegeführung, Leitsysteme und Beobachtungsplattformen werden den Besucher*innen in Zukunft die Chance geben, verborgene Naturschätze aus der Nähe und trotzdem respektvoll zu erleben, ohne die Tiere und Pflanzen zu stören. „Wir wollen große Teile des Geländes der Natur überlassen und ein Miteinander mit der Bevölkerung schaffen, von dem alle Seiten profitieren“, so der Klimastadtrat.
Die Besucher*innen werden in Informations-, Lehr- und Bildungsbereichen erfahren können, wie ökologisches Gleichgewicht, Biodiversität und Klimaschutz zusammenspielen. Dazu ist unter anderem ein Info-Haus geplant. Mittelfristig sollen vor Ort auch lokal hergestellte Bio-Produkte, wie Feldfrüchte, Obst oder Fleisch von Weidetieren und Wild erhältlich sein.
GRAFIKEN ZUM PROJEKT NATURSCHUTZ-AREAL BREITENLEE SIND UNTER FOLGENDEM LINK ABRUFBAR: WIEN.GV.AT/NATUR-BREITENLEE
PRESSEBILDER zu dieser Aussendung sind in Kürze unter www.wien.gv.at/pressebilder abrufbar.
Michaela Zlamal
Mediensprecherin StR Jürgen Czernohorszky
Telefon: +43 1 4000 81446
E-Mail: michaela.zlamal@wien.gv.at
Lydia Matzka-Saboi
Kommunikation Stadt Wien – Umweltschutz
Telefon: +43 1 4000 73429
E-Mail: lydia.matzka-saboi@wien.gv.at
Website: https://www.umweltschutz.wien.at
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