
Der „Rechtsruck“ in westlichen Gesellschaften
Wissenschaftler mahnen die psychologische Erforschung geopolitischer Entwicklungen ein
Nach Jahrtausenden männlich dominierter Machtstrukturen ist es nicht überraschend, dass der Übergang zu demokratischen Systemen von Rückwärtsbewegungen begleitet wird. In den 1930er Jahren äußerte sich dies in Form autoritärer Diktaturen, die kaum Raum für Reflexion ließen. Heute hingegen ermöglicht die gemäßigtere Variante eines „Rechtsrucks“ eine tiefere Auseinandersetzung mit dessen psychologischen Hintergründen. Genau dieser Thematik widmete sich die psychohistorische Tagung in Klagenfurt vom 21.–23. März. Im Fokus stand die Bedeutung kollektiver psychologischer Mechanismen, die bislang wenig Beachtung fanden, obwohl sie gesellschaftliche Entwicklungen maßgeblich prägen.
PSYCHOLOGISCHE ASPEKTE IN DER GESELLSCHAFTLICHEN ENTWICKLUNG
* Die Konflikt- und Friedensfähigkeit einer Gesellschaft hängt wesentlich von der Qualität der frühkindlichen Sozialisation ab.
* Vorsprachliche Erfahrungen beeinflussen tiefgreifend das spätere Verhalten.
* In patriarchalen Gesellschaften können Konflikte häufig nur gewaltsam gelöst werden.
* Großgruppen sind evolutionsbiologisch neuartig. Sie mussten durch kulturelle und soziale Strukturen reguliert werden.
* Die patriarchale Ordnung mit Hierachien und Gewalt schafften väterliche Schutzfiguren wie Kaiser oder Päpste. Die damit verbundene gesellschaftlichen Abwertung von Frauen beeinträchtigte auch die kindliche Entwicklung negativ und steigerte die Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft.
* Durch technische Fortschritte entstanden Ersatzstrukturen für die zu früh verlorene „Mutterleibswelt“.
HANDLUNGSMÖGLICHKEITEN FÜR DIE POLITIK
* Etablierung eines Think Tanks zur Analyse psychohistorischer Aspekte politischer bzw. geopolitischer Entwicklungen.
* Erweiterung der Politik- und Sozialwissenschaften um entwicklungspsychologische und psychohistorische Erkenntnisse.
* Einhaltung psychodynamischer Prinzipien in der politischen Analyse und Konfliktlösung, einschließlich gewaltfreier Kommunikation.
* Nutzung psychohistorischer Erkenntnisse zur besseren Steuerung politischer Entscheidungsprozesse.
* Systematische psychologische Untersuchung gesellschaftlicher Gewaltneigung analog zur Analyse individueller Gewaltbiografien.
„So selbstverständlich heute die die Rolle von biografischen Belastungen von Einzelnen erforscht wird, so vernachlässigt werden die kollektiven Bedingungen von Kindern in den jeweiligen Gesellschaften. Diese sind jedoch ein zentraler Forschungsgegenstand in der Psychohistorie. Psychologische Faktoren sind zentral für die gesellschaftliche Entwicklungen. Ein tieferes Verständnis dieser Mechanismen ist essenziell, um politische Prozesse bewusster zu gestalten und Konflikte nachhaltiger zu lösen“ erklärt Ludwig Janus, Vorstand der Gesellschaft für Psychohistorie und politische Psychologie, abschließend.
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