
Gewerkschaft PRO-GE kritisiert Wirtschaftsforscher: „Nulllohnrunden kurbeln die Wirtschaft nicht an“
Unbezahlte Überstunden in Milliardenhöhe fehlen auch für die Konjunktur
Mit Blick auf die schleppende Konjunktur sprechen sich Wirtschaftsforscher Gabriel Felbermayr (Wifo) und Holger Bonin (IHS) zuletzt für Lohnzurückhaltung aus. Aus Sicht der Gewerkschaft PRO-GE sind solche Ansagen kontraproduktiv und werden Österreich nicht auf einen Wachstumspfad bringen. „Statt glaubwürdige und starke strukturelle Maßnahmen, etwa bei den Energiekosten, einzufordern, versuchen die Wirtschaftsforscher das Pferd von hinten aufzuzäumen. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollen für die Fehleinschätzungen bei der Teuerungsbekämpfung mit Lohnzurückhaltung bezahlen. Nulllohnrunden wird es aber nicht geben“, sagt Reinhold Binder, Bundesvorsitzender der Produktionsgewerkschaft (PRO-GE).
Binder verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass sich die Ökonomen in der Vergangenheit wiederholt gegen diverse Preiseingriffe zur Teuerungsbekämpfung ausgesprochen haben. „Nicht zielführend, nicht empfehlenswert waren ihre Ratschläge, obwohl die Preise durch die Decke gegangen sind. Diese Fehleinschätzungen nun mit einem Schulterzucken zu beantworten und dann von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Lohnzurückhaltung zu verlangen, ist letztklassig“, ärgert sich Binder.
Lohnabschlüsse unter der Inflationsrate oder Nulllohnrunden würden nicht nur zu einer noch stärkeren Konsumzurückhaltung führen, sondern bedeuten massive Einkommensverluste. Gemäß der aktuell eher niedrigen Inflationsprognose würde eine dreijährige Nulllohnrunde für eine Arbeitnehmerin bzw. für einen Arbeitnehmer eine Lohnkürzung in Höhe des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes bedeuten. „Nulllohnrunden kurbeln die Wirtschaft nicht an. Vielmehr muss man die wahren Leistungsträger besser behandeln und Lohnraub verhindern. Wenn laut Arbeiterkammer allein im Vorjahr mehr als 42 Millionen Mehr- und Überstunden nicht bezahlt wurden, dann fehlen diese rund zwei Milliarden Euro auch für die Konjunktur, dem Staat und der Sozialversicherung“, betont Binder.
Die PRO-GE fordert unter anderem Impulse für die heimische Wirtschaft wie Investitionen in die Infrastruktur oder eine umfassende Industriestrategie. Auch seien preisdämpfende Maßnahmen notwendig, weil die Inflation im Eurozonenvergleich weiterhin deutlich zu hoch sei. Der kommende Preisstopp für regulierte Mieten ist für die Gewerkschaft ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung.
PRO-GE Öffentlichkeitsarbeit
Mathias Beer
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