
Globale Krisen und Psyche – wenn Unsicherheit zur Erkrankung wird
Anlässlich des Österreichischen Psychiatriekongresses am 2.4.2025 in Wien warnen Expert:innen vor den Auswirkungen anhaltender Krisen auf die psychische Gesundheit
Globale Krisen – die gleichzeitig oder aufeinanderfolgenden auftreten – prägen zunehmend unsere Gesellschaft. Ob COVID-19-Pandemie, Inflation, Krieg oder Klimakrise: Diese Entwicklungen stellen sowohl die Gesellschaft als Ganzes als auch jedes Individuum vor große Herausforderungen. Besonders gefährdet sind dabei Menschen, die unter schwierigen Lebensbedingungen oder bereits an psychiatrischen Erkrankungen leiden.
Laut Prim. Martin Aigner, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (ÖGPP), ist Einsamkeit ein zentrales Problem: „Durch soziale Isolation verstärkt sich Einsamkeit, die wiederum das Risiko für psychische Erkrankungen erhöht.“ Studien zeigen, dass Einsamkeit nicht nur mit psychischen Belastungen, sondern auch mit körperlichen Erkrankungen wie Herz-Kreislauf- oder neurodegenerativen Krankheiten in Verbindung steht. Zudem kann Einsamkeit den Heilungsprozess bei bestehenden Erkrankungen erheblich verzögern.
Menschen, die langfristig von Einsamkeit betroffen sind, neigen dazu, soziale Kontakte als bedrohlicher wahrzunehmen und ziehen sich weiter zurück. Dadurch entstehen auch gesamtgesellschaftliche Herausforderungen, etwa ein Rückgang des sozialen Engagements. Das Phänomen Einsamkeit zeigt, dass Krisen bestehende Probleme verstärken aber im Gegenzug auch sichtbar machen können. Gleichzeitig bieten sie die Möglichkeit, tabuisierte Themen offen anzusprechen– sowohl in der Gesellschaft als auch in der psychiatrischen Betreuung.
Prävention und Behandlung von Krisen ist eine Kernkompetenz der Psychiatrie, ein bereits seit Jahren bestehender Psychiater:innenmangel verschärft jedoch die Versorgungsituation in Österreich. „Wir benötigen moderne zukunftsgerichtete Versorgungsstrukturen“, betont Prim. Dr. Korbel, designierter Präsident der psychiatrischen Fachgesellschaft, „die Ausbildung von Psychiater:innen muss endlich den Anforderungen der Gegenwart angeglichen werden. Hier ist die Politik gefragt, endlich die bereits seit Jahren bestehenden Konzepte in die Realität umzusetzen, um auch den zukünftigen Herausforderungen, wie etwa den Folgen der Klimakrise oder europaweiten Konfliktherden, gerecht zu werden.“
Vom 2 – 5.4.2025 treffen sich anlässlich der 25. Jahrestagung der ÖGPP über 500 Psychiater:innen in Wien, um gesellschaftlich relevante Faktoren der psychiatrischen Versorgung als auch neue medizinische Möglichkeiten der Prävention, Diagnostik und Therapie zu thematisieren.
Büro der ÖGPP
E-Mail: office@oegpp.at
Website: https://www.oegpp.at
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