Richtig scheitern: Junge Wirtschaft Wien stellt Ergebnisse ihrer Fehlerkultur-Studie Wien-Berlin bei Fuckup-Night vor

Jungunternehmer schildern ihre persönlichen Erfahrungen rund ums Scheitern – Landesvorsitzender Clemens Schmidgruber fordert weiteren Bürokratieabbau.

Misserfolge – privat wie auch wirtschaftlich – können uns lange Zeit beschäftigen. Oftmals lassen sich wertvolle Erfahrungen daraus ziehen. „Fehler waren schon immer Teil des Erfolges, aus ihnen kann man mehr lernen als aus reinen Erfolgsgeschichten. Die Junge Wirtschaft Wien setzt sich daher für eine neue, positive Kultur des Scheiterns ein“, erklärt Clemens Schmidgruber, Landesvorsitzender der Jungen Wirtschaft Wien (JWW).

JWW-FUCKUP-NIGHT: JUNGUNTERNEHMER ERZÄHLEN IHRE GESCHICHTE

In Kooperation mit dem Failure Institute veranstaltete die Junge Wirtschaft Wien daher am 3. April eine eigene Fuckup-Night. Im The Social Hub schilderten Pona-Gründerin Anna Abermann und Totoy-CEO Francis Rafal ihre persönlichen Erfahrungen rund ums unternehmerische Scheitern.

Die persönlichen Geschichten und Erlebnisse machen die Fehlerkultur erlebbar und verständlich: Anna Abermann ist ein perfektes Beispiel dafür. Ihre Bio-Getränkemarke Pona feierte einst Erfolge, bevor ihr Unternehmen 2023 in die Insolvenz rutschte. Ende letzten Jahres erhielt die Gründerin eine zweite Chance. Sie kennt das Unternehmertum – mit allen Höhen, Tiefen und teils schmerzhaften Lektionen.

Rafal hat ebenso schon einige dieser Erfahrungen hinter sich: Neben einem Burnout nach oftmaligen 100-Stunden-Arbeitswochen, hat er auch eine Insolvenz hinter sich – im Zuge dessen musste er sechs Mitarbeitende entlassen. Heute arbeitet der Wiener mit seinem Unternehmen an der Lösung von funktionalem Analphabetismus und unsichtbarer Spracharbeit mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz.

FEHLERKULTUR-STUDIE ZEIGT UNTERSCHIEDE ZWISCHEN WIEN UND BERLIN

Zusätzlich wurden vor Ort auch die Ergebnisse einer aktuellen Fehlerkultur-Umfrage präsentiert, welche die JWW mit ihrem deutschen Pendant – den Wirtschaftsjunioren Berlin – durchgeführt hat. „Wir wollten herausfinden, was sich ändern muss, damit noch mehr junge Menschen eine Gründung oder einen Neustart wagen – und welche Stigmata oftmals dabei im Weg stehen“, so Schmidgruber.

Mehr als ein Drittel der befragten Berliner (35,5 Prozent) hat mit einer Gründung Misserfolg erlebt – bei den in Wien befragten Personen sind es hingegen nur knapp 14,6 Prozent. Als häufigste Gründe für den Misserfolg werden in Wien und Berlin unausgereifte Ideen genannt.

BÜROKRATISCHE HÜRDEN ALS GROSSES PROBLEM IN WIEN

Regulatorische und bürokratische Hürden als Hauptgründe für das Scheitern des eigenen Unternehmens geben für den Standort Wien fast doppelt so viele Befragte (13 Prozent) an als in der deutschen Hauptstadt (7 Prozent).

Sogar die Verlagerung des Unternehmens an einen anderen Standort aufgrund von Steuer- oder Mitarbeiterregelungen ist für viele eine reale Überlegung: Etwa ein Drittel der Wiener (30,1 Prozent) hat bereits darüber nachgedacht – in Berlin sind es sogar rund 40,2 Prozent der Befragten.

SELBSTÄNDIGKEIT ALS UNTERNEHMER-DNA

Der Mehrheit der Jungunternehmer wurde die Selbstständigkeit quasi in die Wiege gelegt: Über 50 Prozent der Wiener und 65 Prozent der Berliner haben aktive oder ehemalige Unternehmer in ihrem persönlichen Umfeld. Auch als erster Berührungspunkt mit dem Thema Unternehmensgründung spielt das persönliche Umfeld in beiden Städten die größte Rolle (rund 44 Prozent in Berlin und rund 35 Prozent in Wien). Bei Neuanfängen und Misserfolgen können sie auf emotionale Unterstützung bauen – Die Unterstützung von der eigenen Familie sowie auch von Freunden und Bekannten für die Gründung ist stark ausgeprägt. 47 Prozent der Befragten aus Berlin und 39 Prozent in Wien geben an, ihre Familie hätte sie zum Gründen bestärkt, Bei Freunden und Bekannten wiederum zeichnet sich ein ähnliches Bild – mit rund 54 Prozent der Befragten liegt auch hier Berlin vor Wien mit 49 Prozent. Die Unternehmer-DNA zeigt sich unter anderem auch in der Entscheidung zu gründen: Rund 56 Prozent in Wien und 62 Prozent in Berlin würden laut der aktuellen Umfrage auch nach einem Scheitern wieder gründen.

SCHMIDGRUBER: „BRAUCHT WEITEREN BÜROKRATIEABBAU“

JWW-Vorsitzender Clemens Schmidgruber leitet aus den Umfrage-Ergebnissen einen Handlungsauftrag an die Politik ab. Vor allem an Schrauben rund um den Bürokratieabbau müsse weiter gedreht werden. „Bürokratische Hürden für die Unternehmensgründung und das Unternehmertum allgemein müssen weiter abgebaut werden. Das Mittelstandspaket der Bundesregierung zuletzt war ein wichtiges Signal, aber es müssen weitere Schritte und Taten folgen, um beste Rahmenbedingungen für ein gründerfreundliches Österreich zu schaffen“, erklärt Schmidgruber. Neben einem Beteiligungsfreibetrag, um Anreize für private Investitionen zu schaffen, muss auch die digitale Gründung vereinheitlicht und vereinfacht werden. Ebenso fordert Schmidgruber ein Aus aller abgabenrechtlichen Lohnnebenkosten für die ersten drei Mitarbeiter in den ersten drei Jahren (unabhängig von der Bestandsdauer des Unternehmens).

ÜBER DIE JUNGE WIRTSCHAFT WIEN

Die Junge Wirtschaft Wien ist das größte Netzwerk für junge Wiener Unternehmerinnen und Unternehmer zwischen dem 16. und 40. Lebensjahr. Als respektierter Partner der Wiener Wirtschaft und Politik setzt sich die Junge Wirtschaft Wien richtungsweisend für die Forderungen ihrer mehr als 6.000 Mitglieder ein und ermöglicht ihnen im Rahmen zahlreicher Events Vernetzung, Information und Beratung.

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