NÖVOG & VOR: Widrigkeiten und Absurditäten bei Regionalbus-Fahrplänen

In jeder Presseaussendung betont der für Gesamtverkehrsangelegenheiten zuständige nö. LH-Stellvertreter Udo Landbauer seine Politik für „die Landsleute“. „Unsere Landsleute sollen von einem verbesserten Mobilitätsangebot profitieren“ (23.8.2024). Für den Regionalbusverkehr im Waldviertel gilt das anscheinend nicht.

BUSLINIE 758 BAD GROSSPERTHOLZ–WEITRA–GMÜND

Ich habe beim NÖVOG-Kundendienst angeregt, die Abfahrtszeiten um 2–3 Minuten vorzuverlegen, um in Gmünd Bf (Ankunft Minute 08) einen Anschluss an die Bus-Linie 170 nach Schrems/Zwettl/Krems (Abfahrt Minute 07) zu ermöglichen.

Mir wurde mitgeteilt, dass die Anschlüsse „leider nicht entsprechend Ihrer Anfrage optimiert“ werden können. „Eine frühere Abfahrt der Linie 758 würde zu einer _signifikanten_ Verlängerung der Umsteigezeit zum Zug nach Wien [Abfahrt Minute 14] führen, was insbesondere bei einer Fahrzeit von in der Regel über zwei Stunden eine _zusätzliche Unattraktivität_ für den öffentlichen Verkehr zur Folge hätte. Die bestehende Umsteigezeit [6 Min.] ermöglicht eine reibungslose Weiterfahrt und stellt sicher, dass der Zuganschluss nach Wien weiterhin zeitlich realisierbar bleibt.“

Zwei Minuten mehr, insgesamt 8 Minuten, sollen eine _signifikante Verlängerung der Umsteigezeit _bedeuten? Die Umsteigezeit bei der Linie 170 von Schrems zur Bahn beträgt 17 Minuten, von der Bahn nach Schrems 25 Minuten. Und ein verunmöglichter Busanschluss von der Linie 758 zur Linie 170 (59 Minuten Wartezeit) stellt keine „Unattraktivität für den öffentlichen Verkehr“ dar? Absurd!

Ich höre den Amtsschimmel wiehern: „Mir san mir und haben immer recht.“

BUSLINIE 758 GMÜND–WEITRA–FREISTADT AM WOCHENENDE

In der Bezirkszeitung wurde der Ärger über geänderte Frühverbindungen nach Freistadt und Abendverbindungen zurück thematisiert: neu ab Gmünd Bf 9.44 statt 7.37 und retour um 19.29 statt um 18.22.

Seitens der NÖVOG hieß es, dass die neuen Zeiten mehr Umstiege zur Bahn in Gmünd bringen und auf die Bedürfnisse von Wochenpendlern und Internatsschülern abgestimmt seien. Für die Planungen würde immer auch die Fahrgast-Nutzung herangezogen, die aus automatischen Fahrgastzählungen _verlässlich_ abgeleitet würde. Hellseherei bei der NÖVOG? Wie kann aus erst geplanten Abfahrtszeiten bereits die Nutzung abgeleitet werden?

Richtig ist, dass es vorher keinen Bahnschluss in Gmünd gab, jetzt zumindest _einen_ – allerdings just an den Zug 2104, der nicht in allen Bahnstationen hält und der einzige Zug ist, der einen Anschluss nach Weitra bietet. Ein guter Kompromiss wäre eine Abfahrtszeit des Busses in Gmünd um 8.50, damit ergäbe sich ein Anschluss an einen Zug, der überall hält.

Anscheinend hat man aus der Kritik teilweise gelernt, denn mit Fahrplan ab 22. April fährt der Bus sonntags (jedoch nicht samstags) in Freistadt bereits um 18.50 ab, womit sich in Gmünd ein Anschluss an die Linie 170 ergibt, jedoch kein Bahnschluss zu allen Bahnstationen im Waldviertel.

BUSLINIE 170 GMÜND–ZWETTL–KREMS: KEINE BAHNANSCHLÜSSE AM WOCHENENDE

Die Busse verkehren am Wochenende nur zweistündlich, jedoch gegenläufig zur Bahn, d.h. es gibt Anschlüsse in Gmünd von/zu den zweistündlich verkehrenden Taktzügen nur mit einer _„Umsteigezeit“ von mehr als 1 Stunde_! In einem Telefonat mit dem Büro des früheren Mobilitätslandesrats Schleritzko wurde mir mitgeteilt, das sei Absicht, damit jede Stunde eine Verbindung nach Wien bestehe, und zwar mit dem Bus über Krems. Wer fährt schon gerne 40 Minuten länger von Gmünd nach Wien über Krems? Und das bei Kleingruppen beliebte Einfach-raus-Ticket gilt nur auf der Bahn.

Offenbar sind für die nö. Verantwortlichen Fahrten von/nach Wien vorrangig. Zudem werden am Wochenende zwischen den überall haltenden Taktzügen zwei zusätzliche von der VOR GmbH bestellte Züge geführt („Waldviertel-Express“, einer je Richtung), die jedoch nicht in allen Waldviertler Bahnstationen halten und bei denen ein günstiger Anschluss besteht. Besonders benachteiligt sind die Bewohner jener Waldviertler Orte, in denen nur die Taktzüge halten, sie müssen immer mehr als eine Stunde warten.

Bei den Taktzügen hat man auch aus/nach Wien mehr als 1 Stunde Wartezeit für den Anschluss von/nach Schrems. Davon betroffen sind auch die beliebten Wochenend-Seminare der von Heini Staudinger gegründeten GEA-Akademie in Schrems: Am Freitag können die Seminarteilnehmer bequem mit Bahn und Bus anreisen, am Sonntag werden Transfers zur Bahn organisiert.

Tatsache ist, dass bei den zusätzlichen Zügen („Waldviertel-Express“) ein Halt in allen Stationen wegen des Gegenverkehrs auf der eingleisigen Strecke zu verlängerten Aufenthalten führen würde, aber bei den letzten beiden Stationen vor Gmünd wäre das jedenfalls beim Morgenzug nach Gmünd (Zug 2104) durchaus problemlos möglich. Das würde eine Fahrzeitverlängerung von bloß 3 Minuten bedeuten – oder ist dann der Zug den Planern für die Wiener nicht expressmäßig genug? Zuständig dafür ist der Besteller.

All diese Widrigkeiten führen natürlich nicht zur „_Unattraktivität_ _des öffentlichen Verkehrs_“.

AUFZÄHLUNG DER WIDRIGKEITEN KEINESWEGS VOLLSTÄNDIG

Sehr oft fehlen abgestimmte Busanschlüsse. Z.B. gibt es zu den meisten Bussen von Weitra nach Zwettl keinen direkten Anschluss zum Stift. Der direkte Anschluss zum Stift Zwettl habe keine übergeordnete Priorität, so die NÖVOG. Aber genau deswegen sollte man meinen, dass bei untergeordneten Buslinien knappere Anschlüsse möglich wären.

In Moorbad Harbach werden Fahrgäste auf besondere Weise frustriert. Nicht selten kommt es vor, dass der Bus der Linie 759 bei der End-/Anfangshaltestelle (Ortsmitte) auf der falschen Seite (Ausstiegshaltestelle) abfährt und dass Fahrgäste, die auf der gegenüberliegenden Einstiegsstelle warten, ignoriert werden. Es ist schon vorgekommen, dass Fahrgäste, denen nicht bekannt ist, dass sie dem Buslenker Zeichen geben müssen oder zwischen den beiden Seiten hin und her rennen sollten, stundenlang auf den nächsten Bus warten mussten. Man fragt sich auch, warum der Bus nicht bis zu dem 1,5 km entfernten, auf einer Anhöhe liegenden Reha-Zentrum fährt, was für nicht beeinträchtigte Personen einen Fußmarsch von mind. 20 Minuten bedeutet.

Im großen und ganzen sind die Busse sehr pünktlich unterwegs, Verspätungen treten selten auf – und wenn, sind sie durch die Verkehrssituation bedingt. Ärgerlicherweise kommt es gelegentlich vor, dass Busse 1 oder gar 2 Minuten vor der planmäßigen Abfahrtszeit losfahren. In zwei Minuten kommt man zu Fuß recht weit. Der Bus muss pünktlich abfahren, der Fahrgast ist nicht verpflichtet, minutenlang vorher bei der Haltestelle zu warten. Buslenker bekommen in Echtzeit alle Soll-Abfahrtszeiten eingeblendet, verfrühte Abfahrten sind daher nicht einzusehen. Da Verspätungen im Smartphone live angezeigt werden, ist davon auszugehen, dass die tatsächlichen Fahrzeiten bei der NÖVOG bzw. beim VOR protokolliert werden. Buslenker sollten wegen erfolgter Verfrühungen belehrt werden.

Ein Lenker eines Linienbusses hat einem ÖBB-Mitarbeiter gegenüber seinen Ärger zum Ausdruck gebracht darüber, dass im Linienbus Verspätungen des Schienenersatzverkehrs (SEV) nicht eingeblendet werden und die Lenker daher nicht wissen, ob der SEV-Bus schon weg ist oder nicht. Wie man sieht, sind Buslenker durchaus darauf bedacht, Anschlüsse zu ermöglichen. Die Buslenker sollten darüber informiert werden, dass in der ÖBB-Scotty-App am Smartphone Verspätungen des SEV angezeigt werden.

BUSFAHRPLÄNE FÜR DEN ZEITRAUM DES SEV AUF DER FRANZ-JOSEFS-BAHN

Erfreulicherweise wurden einige Busfahrpläne zum Teil an den Schienenersatzverkehr auf der FJB angepasst. Allerdings gibt es im Internet keinen Hinweis, ob Fahrpläne und ggf. welcher Linien von Anpassungen betroffen sind. Es wäre zu erwarten gewesen, dass diese Info unter vor.at zur Verfügung gestellt wird, wo man auch die pdf-Fahrpläne herunterladen kann. Ich erfuhr zufällig durch einen in einem Bus ausgehängten Hinweis davon.

Auf vor.at finden sich unter „Aktuelles/News“ u.a. zwar Berichte über Bestnoten für die Badner Bahn und über die fertige Grabung des Semmering-Basistunnels (was hat das mit dem VOR zu tun?), und unter „Presse“ wird über das „Frühlingsticket Wachau“ informiert (jedoch nicht unter „Aktuelles“!) sowie u.a. über den höchst ÖV-relevanten Vorlesetag am Wr. Hauptbahnhof. Weder seitens des VOR noch der NÖVOG wurde auf meine per E-Mail übermittelte konkrete Kritik (im Internet kein Hinweis auf Fahrplan-Anpassungen) eingegangen.

Überhaupt gewinnt man den Eindruck, dass die Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) GmbH nur mehr aus einer Hülle mit zwei Geschäftsführern besteht.

Die NÖVOG und die VOR GmbH fallen in den Kompetenzbereich von Regierungsmitglied Udo Landbauer.

HERR LH-STELLVERTRETER LANDBAUER, sind Ihre Versprechungen nicht ernst gemeint oder sind Sie nicht durchsetzungsfähig, sondern nur ein PR-Lakai von Landeshauptfrau Mikl-Leitner?

Initiative «Verkehr verkehrt»
Walter Kühner
E-Mail: verkehr.verkehrt@gmx.at

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