
Was stärkt Vertrauen in bewegten Zeiten?
Das 21. Forum Hospital Management 2025 stellte die Vertrauensfrage im Gesundheitswesen
Ob in der Partnerschaft, im Beruf, oder in der Demokratie: Vertrauen ist ein Stützpfeiler menschlicher Beziehungen – und auch aus der Gesundheitsversorgung nicht wegzudenken. Was also stärkt Vertrauen in turbulenten Zeiten? Mit dieser Fragestellung luden das Universitätsklinikum AKH Wien, die Executive Academy der Wirtschaftsuniversität Wien und die Vinzenz Gruppe am 3. April 2025 zum bereits 21. Forum Hospital Management in den Erste Campus. Die jährliche Konferenz für Fach- und Führungskräfte aus dem Gesundheitswesen, der pharmazeutischen Industrie und dem medizinisch-technischen Bereich brachte hochkarätige (inter-)nationale Expert*innen aus Medizin, Politik, Philosophie, uvm. zusammen, um das vielschichtige Thema aus verschiedenen Perspektiven zu diskutieren.
GESELLSCHAFT IN DER VERTRAUENSKRISE
Es gebe zunehmend ein Vertrauensdefizit in unserer Gesellschaft, stellte Dr. Michael Heinisch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Vinzenz Gruppe, in seinen Begrüßungsworten fest. Als Konsequenz führt mangelndes Vertrauen zu überschießender Regulierung und Kontrolle, was gesamtwirtschaftlich auch zu hohen Kosten führt. Möglicherweise habe man hier die gesunde Balance verloren, so Heinisch.
Die politischen Ereignisse der vergangenen Monate hätten jedoch verdeutlicht, dass es sich um ein umfassendes Problem handelt: „Vertrauen ist auch der Grundstoff jeder freien Demokratie und jeder funktionierenden Gesellschaft. Es geht dabei um das Vertrauen in die Institutionen, ihre Rechtstaatlichkeit und um die Nachvollziehbarkeit ihres Tuns. Wenn wir die Herausforderungen dieser bewegten Zeiten sehen, braucht es Mut, Gestaltungwillen und Freiräume für Entscheidungen. Und all das setzt Vertrauen voraus“, so Heinisch.
Solche Freiräume würden nicht zuletzt die durch Überregulierung entstehenden Kosten senken, argumentiert ao. Univ. Prof. Dr. Johannes Steyrer an, wissenschaftlicher Leiter des MBA-Studiengangs Health Care Management an der der WU Executive Academy. Für ihn dreht sich Vertrauen „um die Redlichkeit von Personen und Systemen – und dass sie uns verlässlich unterstützen und nicht schaden.“ Steyrer sieht in der Politik der aktuellen US-Regierung ein Beispiel dafür, wie Redlichkeit zugunsten von Kompromisslosigkeit und Erpressung untergraben wird. Dem könne man nur begegnen, indem man vertrauensvolle Netzwerke aufbaut. In Zeiten wie diesen sei es „so wichtig wie nie, sich mit dem Thema Vertrauen auseinanderzusetzen“, so der Wirtschaftswissenschaftler.
Dieser Prämisse folgend bot das 21. Forum Hospital Management eine Plattform, um zentrale Fragen des Vertrauens im Gesundheitswesen zu diskutieren: Wie können Institutionen und Politik verlorenes Vertrauen wiedergewinnen? Welche Führungsqualitäten fördern Vertrauen und somit ein motivierendes Arbeitsumfeld? Wie lassen sich Innovation und nachhaltige Entwicklungen durch Vertrauen vorantreiben? Namhafte Expert*innen erörterten im Rahmen der Veranstaltung erhellende Perspektiven und Lösungswege aus unterschiedlichen Fachdisziplinen – hier eine Auswahl:
VERTRAUEN IST UNERSETZBAR
Den Anfang machte der führende Vertrauensforscher Martin Hartmann, Professor für Philosophie und Rektor der Universität Luzern. Der Autor zahlreicher Bücher zum Thema beleuchtete Charakteristika und Spielarten von Vertrauen und analysierte die zunehmende Vertrauenskrise. Laut Hartmann liegen ihre Ursachen nicht in einer schwindenden Vertrauenswürdigkeit der Menschen – sondern darin, dass diese zu wenig Vertrauen zulassen: Audits und Evaluierungen sind heute allgegenwärtig und KI-Systeme sollen fehlerfreie Entscheidungen ermöglichen. Der Philosoph begründete dies mit unserem Bedürfnis nach absoluter Gewissheit, welche jedoch unerreichbar ist und demnach Vertrauen nicht ersetzen kann.
VERTRAUENSVOLLE FÜHRUNG ALS ERFOLGSFAKTOR IN ORGANISATIONEN
Unersetzlich ist Vertrauen auch dort, wo Menschen zusammen an einem gemeinsamen Ziel arbeiten. Darum drehte sich der Vortrag von Prof. Dr. Dirk Buyens, Professor für HR-Management an der Vlerick Business School Brüssel. Als Organisationpsychologe interessiert sich Buyens für menschliches Verhalten im beruflichen Kontext. Im Vortrag wurde deutlich: Vertrauensvolle Beziehungen zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden sind Voraussetzung für die Leistungsfähigkeit jeder Organisation. Die Forschung zeigt, dass Mitarbeitende in herausfordernden, aber wertschätzenden Settings zu hoher Leistung bereit sind. Grundlage dafür sind Integrität, das Zulassen von Freiräumen, und das empathische Managen von Erwartungshaltungen.
VERTRAUEN ZURÜCKGEWINNEN
Univ.-Prof. Dr. Markus Müller, Rektor der Medizinischen Universität Wien, beleuchtete Vertrauen im Kontext der Beziehung zwischen Ärztinnen* und Ärzten* und ihren Patient*innen. Gesundheitsberufe erzielen traditionell hohe Werte in Vertrauensrankings, jedoch wird ein Vertrauensdefizit in Gesundheitsinstitutionen zunehmend evident. In seinem Vortrag analysierte Müller die wesentlichen Störfaktoren, die Vertrauen schwächen – von aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklungen in der Ära von „post truth“ und der Aufmerksamkeitsökonomie bis zu neurobiologischen Aspekten. Das Fazit: Vertrauen baut sich langsam auf, kann aber rasch verloren gehen. Vertrauen zurückzugewinnen bedeutet kontinuierliches Engagement ‒ geleitet von Transparenz und Integrität.
ÜBER DAS FORUM HOSPITAL MANAGEMENT
Vinzenz Gruppe Krankenhausbeteiligungs- und Management GmbH
Annemarie Kramser
Telefon: +43 664 84125039
E-Mail: annemarie.kramer@vinzenzgruppe.at
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